Musik mixen: 5 Tipps, die deinen DJ-Mix besser machen

Etwa 99,9% aller DJs spielen ihr erstes Set zuhause. Anzahl der Zuhörer: einer – du selbst. Bei den ersten Gehversuchen als DJ ist es vielleicht auch gut so. Und auch ganz normal: Wenn man mit dem Auflegen anfängt, ist Experimentieren ein guter Weg, um sich schnell zu verbessern. Einfach drauf los mixen, Songs spontan auswählen, aus Fehlern lernen – das ist die ideale Strategie, wenn du deine DJ-Skills schärfen willst.

Doch irgendwann kommt der erste Moment der Wahrheit: Du willst deinen ersten offiziellen DJ-Mix auf Mixcloud, Audiomack oder Soundcloud hochladen. Die „Einfach drauf los mixen“-Taktik fühlt sich jetzt nicht richtig an – dieser wird Mix dein erster Fußabdruck als DJ im Internet und du willst, dass er richtig einschlägt. Mit den folgenden fünf Tipps sorgst du dafür, dass das gelingt. Auch wenn du bereits einige DJ-Mixes hochgeladen hast und schon etwas Live-Erfahrung mitbringst, lohnt es sich, weiterzulesen – vielleicht kennst du den ein oder anderen Tipp noch nicht. Oder hast du schon vom Camelot Wheel gehört?

1 | Vorbereitung: Entwickle deinen musikalischen Gameplan

Wenn du Musik mixen und danach als DJ-Set online veröffentlichen willst, solltest du dem Mix eine Storyline geben. Überlege dir, welche Songs du in welcher Reihenfolge spielen möchtest. Ein guter Ausgangspunkt ist, sich ein Bild von der Stimmungslage zu überlegen, die dein DJ-Mix ausdrücken soll. Eine feucht-fröhliche Poolparty mit Beer Pong und aufblasbaren Flamingos? Die Mainstage eines Elektro-Festivals in der Abendsonne? Eine sommerliche Partynacht, von den letzten Sonnenstrahlen bis zur ersten Dämmerung wie in meinem Beispielmix?

Diese Stimmungslage wird das Leitmotiv in deinem DJ-Mix. Sobald du sie gefunden hast, fallen dir wahrscheinlich schnell 10-15 Songs ein, die diese Emotion für dich ausdrücken. Diese Songs werden die Basis für deinen DJ-Mix. Ergänze sie durch weitere Songs, die eine ähnliche Stimmung verbreiten oder auf andere Weise gut zu deiner Basis passen (siehe „Harmonie“). Lege bereits vorab eine Reihenfolge der Musik fest, die du mixen möchtest. Viele DJ-Softwares wie Traktor oder Serato haben Kommentarfelder, die du zur Nummerierung der Reihenfolge nutzen kannst.

Ein weiterer Teil der Vorbereitung beim Musik mixen ist das Tagging deiner Songs in der DJ-Software. Jede gute DJ-Software ermöglicht das Setzen von Cue Points in Songs, welche du über deinen DJ-Controller mit einem Tastendruck annavigieren kannst. Cue Points zu setzen ist nicht nur für deinen nächsten DJ-Mix wichtig, sondern eine allgemeine Grundlage für gut organisierte DJs. Ich nutze Cue Points zum Beispiel, um wichtige Elemente in einem Song (z.B. Breakdowns, Intros oder Outros) zu markieren und gute Stellen für Tempowechsel und Übergänge anzuzeigen.

Genauso wichtig beim Musik mixen ist das Tagging von Loops in deinen Songs. So kannst du melodische oder rhythmische Elemente markieren, die du im Live-Mix per Knopfdruck als (Endlos-)Schleife einfangen kannst – was einen Top-Übergang viel leichter macht!

2 | Harmonie: Werde ein Ritter von Camelot

Die Harmonie in einem DJ-Mix ist eines der wichtigsten, aber am meisten vernachlässigten Qualitätsmerkmale. Natürlich kommt es beim Musik mixen auch auf andere Dinge an – doch wenn du auf die harmonische Konsistenz deines Mix achtest, lohnt sich das jedes Mal für dich. Die gute Nachricht: Du musst dafür kein Meister der Musiktheorie sein. Ich bin das ganz sicher nicht und habe trotzdem ein gutes Gefühl für Harmonie in meinen DJ-Mixes entwickelt. Sowie ein Gefühl, wenn ein DJ beim Musik mixen in einem Live-Set Harmonie vollkommen ignoriert – was auch in professionellen Umgebungen oft passiert.

Um für Harmonie in deinen DJ-Mixes zu sorgen, empfehle ich das Camelot Wheel von Mixed In Key. Es ist eine riesige Hilfe für musiktheoretisch unbegabte DJs wie mich, die Tonhöhe eines Songs zu identifizieren und passende Übergänge beim Musik mixen zu finden. Das Camelot Wheel bildet die standardmäßigen Tonhöhen in einem Kreis ab und weist jedem Ton eine Zahlen-Buchstaben-Kombination zu. „C-Moll“ wird so zu „5A“, „C-Dur“ zu „8B“. Die kreisförmige Anordnung zeigt, welche Tonhöhen beim Musik mixen besonders harmonisch miteinander kombinierbar sind.

Das Camelot Wheel von Mixed In Key, Hilfswerkzeug für harmonische DJ-Mixes
Das Camelot-Wheel von Mixed In Key: Hilfreich und rund
Teilausschnitt aus dem Camelot Wheel von Mixed In Key, Hilfswerkzeug für harmonische DJ-Mixes
Benachbarte Tonhöhen für mehr Harmonie beim Übergang

Benachbarte Tonhöhen im Camelot Wheel bedeuten, dass sie beim Musik mixen harmonisch zueinander sind. Nehmen wir 8A (A-Moll) als Beispiel. Wenn du von einem Song in 8A einen Übergang zu 7A, 9A oder 8B machst, klingt er harmonischer als zum Beispiel ein Übergang zu 4B. Das Prinzip ist einfach – alles, was direkt neben der Tonhöhe des aktuellen Songs liegt, wird beim Übergang gut klingen. Um Harmonien in deinem DJ-Mix effektiv anzuwenden, muss die Tonhöhe der Songs in deiner DJ-Software allerdings auch richtig kategorisiert sein. Die gute Nachricht: Inzwischen erkennen viele Softwares wie Traktor die Tonhöhen automatisch – und meistens auch richtig.

Das Camelot Wheel hat so viele Auswirkungen aufs Musik mixen, dass ein eigener Artikel angebracht wäre. An dieser Stelle will ich dir nur noch so viel mitgeben: Probiere auch Übergänge zwischen Tonhöhen, die nicht benachbart sind. Auf diese Weise schulst du dein Gehör für harmonische und nicht-harmonische Übergänge. Es gibt übrigens auch Top-Übergänge beim Musik mixen, die nicht harmonisch sind. Ein melodischer Bruch zwischen zwei Songs bedeutet nämlich oft einen radikalen Cut im Energielevel deines DJ-Mix – richtig angewendet, entstehen so die Momente, die deinen Mix einzigartig machen.

3 | Tempowechsel: Spiele mit der Geschwindigkeit

Das Stichwort „Energielevel“ ist beim Musik mixen nicht nur für die Harmonie, sondern auch für die Geschwindigkeit von Bedeutung. Allerdings etwas eingeschränkt – während Harmonie immer wichtig ist, hängt Geschwindigkeit stark von den Genres ab, die du auflegst. Wenn du ein reiner House-DJ bist, bewegt sich die Geschwindigkeit in deinen DJ-Mixes wahrscheinlich zwischen 118 und 128 BPM. Legst du Hip Hop auf, hast du beim Musik mixen zwischen 70/140 (je nach Grid in deiner Software) und 110 BPM alles dabei.

Wenn dein Musik-Repertoire aus sehr unterschiedlichen BPM besteht, solltest du Tempowechsel als Chance sehen, deinem DJ-Mix mehr Klasse hinzuzufügen. Du solltest definitiv nicht nach jedem Song die BPM deines DJ-Mix radikal ändern – aber an den richtigen Stellen im Mix setzen Tempowechsel die richtigen Akzente. Bei mir hat diese Erkenntnis eine Weile gedauert – als ich mit Musik mixen begann, vermied ich Tempowechsel so gut wie möglich, weil ich gute Übergänge zwischen sehr unterschiedlichen BPM schwierig fand. Mit der Zeit entwickelte ich einige Strategien, um auch solche Übergänge interessant für die Zuhörer zu machen.

Jeder Übergang beim Musik mixen hat drei Hauptmerkmale: Harmonie (welche Tonhöhe?), Geschwindigkeit (wieviel BPM?) und Instrumentalität (ist der Übergang melodie- oder beatlastig?). Je mehr dieser Merkmale in beiden Songs beim Übergang gleich sind, desto besser und flüssiger klingt er. Je weniger Merkmale gleich sind, desto eher wirkt der Übergang wie ein Bruch in deinem Mix. Das gilt auch für Tempowechsel in deinem DJ-Mix: Wenn du einen flüssigen Übergang trotz BPM-Unterschied willst, versuche so viele dieser Merkmale wie möglich anzugleichen.

Ein Beispiel hierfür ist mein aktueller Live Mix, in dem ich Hip Hop, Afro Pop und Reggaeton spiele. Bei 6:35 Minuten starte ich einen Übergang zwischen einem 98 BPM- und einem 150 (75) BPM-Song, der trotz Tempounterschied alle drei Merkmale erfüllt. Beide Songs haben die gleiche Tonhöhe (7A). Den Kontrast bei der Geschwindigkeit kaschiere ich, indem ich bei 6:40 Minuten die BPM des ersten Songs radikal herunterfahre. Tipp: Wenn möglich, senke die BPM beim Musik mixen immer schnell – nicht über einen längeren Zeitraum! Auch die Instrumentalität ist beim Beispiel-Übergang flüssig – Song 1 ist melodie-lastig mit ein bisschen Rhythmus, das Intro von Song 2 besteht nur als Melodie. Sobald bei 6:55 Minuten der Beat von Song 2 droppt, ist der Übergang vollzogen. Beim Live-Set im Club ist das die Stelle, an der die Crowd instinktiv merkt, dass sich das Energielevel des DJ-Sets verändert hat.

4 | Vier Decks: Vervielfältige deine Möglichkeiten

Musik mixen ist manchmal wie Kochen: Je mehr Herdplatten zu zur Verfügung hast, desto krasser können deine Rezepte werden. Es wird aber auch schwieriger, alle Platten im Auge zu behalten und nichts versehentlich anbrennen zu lassen. Das Gleiche gilt für dich, wenn dein DJ-Controller vier Decks hat. Du hast dann zwei weitere Möglichkeiten für komplexe Übergänge – oder für die Kreation komplett neuer Live-Remixes! Wenn du passende Samples oder rhythmische Sequenzen auf Deck 3 und 4 legst, kannst du sie beim Musik mixen als Zusatzelement für Übergänge nutzen.

Ein Beispiel hierfür ist mein Dusk Till Dawn DJ-Mix, für den ich alle vier Decks meines Controllers genutzt habe. Besonders deutlich wird es bei 5:00 Minuten, wo ich über eine Minute lang drei Songs übereinander laufen lasse. Das vierte Deck kommt dann etwas später für den nächsten Übergang in Aktion.

Wichtig beim Musik mixen mit vier Decks ist, sie alle im Auge zu behalten. Bei vielen DJ-Controllern teilen sich nämlich jeweils zwei Decks die gleichen Loop- und FX-Bereiche. Achte also darauf, dass du immer die richtige Spur ausgewählt hast. Nicht, dass du auf einmal einen Loop in dem Song setzt, der eigentlich weiterlaufen sollte.

Oktopus, der vier Plattenteller bedient mit Aufschrift "Oktopus Mode, Boss Mode"

5 | Recording: Zeichne deine Mixes auf, auch wenn du sie nicht hochlädst

Die eigenen Fehler sind oft die besten Lehrer – das gilt auch beim Musik mixen. Nutze die Recording-Funktion deines DJ-Controllers ausgiebig. Jedes Mal, wenn du zuhause einen neuen DJ-Mix machst, solltest du ihn aufzeichnen – egal, ob du planst, ihn hochzuladen. Das hat drei Vorteile.

Zum einen kannst du dir so deinen DJ-Mix im Nachhinein nochmal anhören und analysieren, welche Übergänge richtig geballert haben, welche nicht, und was die Gründe sind. Zum anderen kommt es vor, dass ein DJ-Mix, den du eigentlich nicht hochladen wolltest, extrem gut wird – weil du zum Beispiel spontan eine neue Technik ausprobierst, die sofort einschlägt. Wenn du dann nicht vor dem Musik mixen auf „Record“ gedrückt hast, wirst du dich ärgern. Und schließlich macht es auch Spaß, die eigenen DJ-Mixes immer wieder zu hören – auch die mit Fehlern und Makeln. Jeder deiner DJ-Mixes hat unterschiedliche Vibes und weckt unterschiedliche Erinnerungen, die durch die fließende Kombination stärker wirken, als wenn du dir die Songs aus dem Mix einzeln anhören würdest.

Eigentlich gibt es noch einen vierten Vorteil: Musik mixen mit Recording macht dich zu einem besseren DJ in Live-Umgebungen. Mein Tipp ist: Bearbeite deinen DJ-Mix nicht nach, bevor du ihn hochlädst. Lasse die Ecken und Kanten drin, die er als live entstandener Mix haben wird. Authentizität ist das Stichwort – du willst online genau die Skills zeigen, die du auch im Club mitbringst. Dort hast du nämlich keine Chance, beim Musik mixen nachträglich deine Fehler zu korrigieren.

Indem du deine DJ-Mixes aufzeichnest, analysierst und unbearbeitet hochlädst, schärfst du deine Fähigkeiten mehr, als wenn du sie nachbearbeitest. Du wirst so einen Punkt beim Musik mixen erreichen, wo deine Live-Mixes immer häufiger eine Qualität haben, bei der Nachbearbeitung gar nicht mehr nötig ist. Und diese Qualität wirst du dann auch bei einem Live-Set haben.